"Erofeich" - traditioneller russischer Kräuterbitter

Erofeich - Kräutertinktur des russischen Adels, erschien zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Aufgrund der hohen Konzentration an ätherischen Ölen hatte es einen spezifischen bitteren Geschmack und wurde in kleinen Mengen (maximal 2 Gläser) vor den Mahlzeiten konsumiert, um den Appetit anzuregen. Erofeich aß fettes Fleisch und Fischgerichte. Eine Besonderheit - die Tinktur wurde auf der Basis von Kornmondschein 3-5 Destillationen mit einer Stärke von 60-80 Grad hergestellt.

Viele Adlige interessierten sich für die Zubereitung alkoholischer Getränke, sie gründeten Brennereien auf den Gütern, auf denen sie Experimente durchführten. Bedeutende finanzielle Mittel, ein ausreichend hohes Bildungsniveau und die Verfügbarkeit von Freizeit ermöglichten es, die Ausrüstung für die Destillation zu verbessern. Es erschienen Apparate, auf denen durch wiederholte Destillationen Mondschein (damals noch „Brotwein“ genannt) mit einer Stärke von bis zu 80 % gewonnen werden konnte. Je stärker der Mondschein am Ausgang war, desto höher wurde die Beherrschung des Brenners eingeschätzt.

Das fertige Destillat wurde nicht mit Wasser verdünnt, es galt als Gotteslästerung. Um den brennenden Alkoholgeschmack zu mildern, wurde auf Kräuter und Wurzeln bestanden. Jeder Landbesitzer hatte sein eigenes „Signatur“-Rezept, das geheim gehalten wurde.

Bis in die 1870er Jahre galt Erofeich als elitäres alkoholisches Getränk, aber das Erscheinen einer Destillationskolonne senkte die Kosten der Alkoholproduktion erheblich, und es war nicht mehr erforderlich, Mondschein 3-5 Mal zu destillieren, um die Stärke zu erhöhen. Neben der Technologie zur Gewinnung von reinem Destillat gerieten auch die Rezepte zum Aufgießen von Kräutern in Vergessenheit. Einfache Getränke mit feinerem Geschmack sind in Mode gekommen. Trotzdem war erofeich zu spezifisch.

Es gibt 3 Versionen, warum Kräutertinkturen "Erofeichs" genannt wurden:

1. Russischer Friseur. Der Legende nach lebte der Barbier Yerofey im Rahmen der russischen Mission mehrere Jahre in China. In seiner Freizeit studierte er Chinesische Medizin. 1767 kehrte Erofei in seine Heimat zurück, wo er Graf Aleksey Grigorievich Orlov (General von Katharina II.) Mit einer Tinktur aus eigener Herstellung von einem schweren Magenleiden heilte.

Nach Orlovs Sieg über die türkische Flotte im Jahr 1770 wurde eine Tinktur aus (vermutlich) Ginsengwurzel und anderen Kräutern berühmt. Als Dankeschön erhielt der Barbier vom Grafen das Recht, ein Getränk namens „Erofeich“ im gesamten Russischen Reich zu verkaufen.

Laut dem Historiker Pokhlebkin muss Ginseng in der Erofeich-Tinktur enthalten sein, da es chinesischen Ursprungs ist. Das Problem ist, dass Ginseng nur im Altai, im Ural und im Fernen Osten wächst und die Tinktur in ganz Russland hergestellt wurde, also kaum die Hauptzutat war. Alternativ könnte Ginseng durch Galgant (Potentilla-Wurzel) ersetzt werden.

2. Unternehmungslustiger Kaufmann. Einer anderen Version zufolge wurde die Tinktur nach Vasily Yerofeyich benannt, einem großen Händler für Wein und andere alkoholische Getränke. Um den Verkauf eines neuen Produkts zu steigern, erfand Vasily eine Legende über einen Friseur, der den Grafen heilte. Die Käufer waren von der Nützlichkeit der Tinktur überzeugt.

3. Der Name der Pflanze. In einigen Regionen Russlands wurde "Erofey" als Pflanze Hypericum perforatum - Johanniskraut - bezeichnet. Und in Dahls Wörterbuch ist das Wort „Erofey“ als einer der Namen der mehrjährigen Pflanze Verbáscum nígrum – schwarze Königskerze – aufgeführt. Vielleicht war eine dieser Pflanzen Teil der Tinktur, aber wiederum nur in bestimmten Regionen.

Nachdem Sie sich mit der Geschichte der Tinktur vertraut gemacht haben, wird klar, dass das klassische Rezept für Erofeich nicht existiert. Dies ist die gebräuchliche Bezeichnung für Kräutertinkturen mit starkem Alkohol. Jeder Grundbesitzer verwendete in dem Getränk jene Kräuter und Gewürze, die in seiner Gegend wuchsen oder verkauft wurden.

Erofeichs Rezept

Aus Gründen der historischen Genauigkeit verwendet das Rezept Kräuter, die in der ersten und dritten Version des Ursprungs erwähnt werden.

Zutaten:

• Mondschein (Alkohol 60-80%) - 1 Liter;
• gehackte Galgantwurzel (Cinquefoil) - 10 Gramm;
• Johanniskraut - 5 Gramm;
• Pfeffer (englisch) Minze - 5 Gramm;
• Kamille - 5 Gramm;
• Wermut - 1 Gramm;
• Anis - 10 Gramm.

Sie können der Komposition beliebige Kräuter hinzufügen (oder entfernen) und so ein einzigartiges Rezept erstellen. Traditionell wurde in Erofeiche kein Zucker verwendet, die Tinktur sollte bitter sein. In einigen seltenen Sorten kommt Honig vor. Es wird nicht empfohlen, Wodka zu verwenden, da seine Stärke zu gering ist. Der Mindestalkoholgehalt in der Alkoholbasis beträgt 60 %.

Kochen:

1. Kräuter zum Aufguss in ein Glas geben.

2. Gießen Sie starken Mondschein oder Alkohol ein. Mischen.

3. Verschließen Sie das Glas fest mit einem Deckel. 14-16 Tage an einem warmen, dunklen Ort aufbewahren. Alle 2-3 Tage schütteln.

4. Filtern Sie den Aufguss durch 3-4 Lagen Gaze oder dickes Tuch und drücken Sie den Kuchen gut aus.

5. Den fertigen Erofeich zur Aufbewahrung in Flaschen (am besten aus dunklem Glas) füllen, fest verschließen. Vor der Verkostung 2-3 Tage ruhen lassen, um den Geschmack zu stabilisieren.

An einem dunklen Ort aufbewahren. Haltbarkeit bis zu 5 Jahren. Die Stärke hängt vom verwendeten Alkohol ab, normalerweise gehen 3-5% beim Aufguss verloren.